Das Serum ist ein Kolloid, Proteine in wässriger Lösung. Im Serum-Proteom „kommuniziert“ unsere Genetik mit dem Exposom, der Gesamtheit aller äußeren Einflüsse; dazu zählen nicht nur Mikroben (wie Viren oder Bakterien) und Parasiten, sondern auch alles andere, dem wir ausgesetzt sind bzw. dem wir uns aussetzen: was wir einatmen, was wir essen, auf unsere Haut auftragen und nicht zuletzt auch Therapien jeder Art.
Die Komplexität des menschlichen Systems resultiert dabei nicht so sehr aus der Zahl der menschlichen Gene als vielmehr aus der Vielheit und der Vielfalt der Proteine, die durch diese Gene gesteuert werden: Das Humangenom des Menschen hat nur gut 22.000 Gene (diese Zahl ist insofern irreführend, als das Holobiont „Mensch“ wegen seines Mikrobioms rund 300mal so viel DNA hat wie das Säugetier). Der Mensch verfügt nach letzter Zählung jedoch über mindestens 2 Millionen unterschiedliche Proteine. Es sind diese Proteine (zu denen auch die des Mikrobioms gehören), die „die Arbeit machen“. Sie sind nicht nur aufmerksame Beobachter des Geschehens, alle physiologischen Prozesse und alle pathologischen Entwicklungen bilden sich in ihnen ab. Zusammengefasst kann man sagen: „Gene enthalten die Information, die für das Leben benötigt wird, aber Proteine sorgen dafür, dass Dinge passieren.“1
Dabei ist unser Proteom so einzigartig wie unser Fingerabdruck. Um Einsicht in dieses Feld der Bioanalyse zu gewinnen und zugleich die Komplexität zu verringern, hat C.E.I.A. vor 45 Jahren eine einzigartig einfache – aber nicht vereinfachende – biochemische Laboruntersuchung als praktikables Werkzeug für eine personalisierte Medizin entwickelt und seitdem ständig verbessert. Wir veranschaulichen den Zustand des individuellen Proteoms im Kolloid in Form einer V-Kurve, die „es erlaubt, im Überblick über die Gesamtdaten gesicherte Erkenntnisse zu liefern, und auf [sicherer] statistischer Basis Vorhersagen treffen und Trendaussagen [zur Gesundheitsentwicklung] machen zu können“.2
Das Serum wird insgesamt 50 Reagenzien ausgesetzt, auf die die Proteine mit einer Trübung reagieren, deren Grad zu einem bestimmten Zeitpunkt densiometrisch gemessen wird. Der Grad dieser Trübung wird mit einem sehr großen Kollektiv gleichen Alters und Geschlechts verglichen. Er kann dabei stärker sein, also nach oben oder schwächer, also nach unten abweichen – oder er kann im Durchschnitt dieses Kollektivs bleiben. Je weiter die Abweichung nach oben (in unserer Darstellung rechts, der Hyper-Bereich) oder unten (in unserer Darstellung links, der Hypo-Bereich), umso höher in dieser V-Kurve wird der entsprechende Parameter abgebildet und umso größer ist das damit verbundene gesundheitliche Problem – zunächst unabhängig von einer möglichen klinischen Symptomatik.
Aus unseren Testfamilien (Glykoproteine, Lipoproteine, alkalische Proteine und Breitbandparameter) haben wir vier Kategorien von Tests entwickelt, und für jede von ihnen eine hypo- und eine hyper-Position.
Die Tests (oder Parameter) sind, wie erwähnt, in vier Proteingruppen unterschieden, abhängig von ihrem isoelektischen Punkt (PH-Wert):
Die verschiedenen Test-Gruppen, die durch ihre Farbe unterscheidbar sind, geben den Grad der Aktivität der entsprechenden Sektionen unserer Biologie wieder.3
Vereinfacht dargestellt ergibt sich dabei folgendes :
Tests | hypo/erniedrigt | hyper/erhöht |
GP | Zelluläre Immunität, vorderste Verteidigungslinie | |
Herd: geschwächte Abwehr Häufigste Klage: Müdigkeit |
Entzündung | |
LP | Fehl-, Mangel-, Überernährung und deren Kontrolle Das Nervensystem ist in diesem Zusammenhang am stärksten betroffen |
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Fast immer ein geschwächtes Nervensystem | Auf dieser Seite können viele Systeme im Sinne einer Überaktivität ursächlich und/oder betroffen sein: Verdauungssystem, Leber, Blutkreislauf, Nervensystem |
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IG | Endogene humorale Immunität, oft hormonell | |
IgG | Exogene humorale Immunität, Immun-Gedächtnis | |
Unterdrückung der erworbenen Immunität | Überreaktion des Immunsystems, auch Autoimmunerkrankungen |
Therapeut und Patient profitieren beim Einsatz des Proteomis-Profils vom fundamentalen Prinzip, dass biologische Serum-Phänomene immer klinischen Symptomen vorausgehen und dass sie präziser auf die Ursachen schließen lassen, als Symptome. Aus diesem Grund benötigt die fuktionelle Proteomik auch keine determinierenden Bedingungen. Das proteomische Profil als Antwort auf die Störung ist ein prädiktives und präventives Instrument, das zu einer notwendigen vordersten Linie der Untersuchung geworden ist. Sie erlaubt dem Therapeuten, schon fündig zu werden und präventiv einzugreifen, wenn die klinische Untersuchung oder das Standardlabor noch keine Anhaltspunkte ergibt (hier bewährt sich das Profil besonders in der Sekundärprävention nach Krebserkrankungen) oder, wenn Standardlabor und klinische Untersuchung Symptome nicht schlüssig erklären oder zuordnen können, was gerade bei relativen unscharfen Diagnosen wie Fibromyalgie oder MCS von großer Bedeutung ist.
Das Proteomis-Profil bildet außerdem eine hervorragende Grundlage für das Gespräch zwischen Therapeuten und Patient 4,5. Um insbesondere letzteren Aspekt noch zu optimieren, haben wir im Jahr 2016 die Erfahrung der vergangenen 45 Jahre in eine neue Darstellung gegossen und die neun häufigsten Parameterkonstellationen mit auch für medizinische Laien leicht verständlichen Überschriften versehen, die gleichzeitig auch dem noch nicht so erfahrenen Therapeuten sofort eine Wegweiser für die Differentialdiagnostik bieten.
So wird die V-Kurve, die Sie oben gesehen haben, jetzt von folgender Übersicht begleitet:
Damit ist jedoch der Nutzen von Proteomis keineswegs erschöpft, denn auch in der Therapie wird das proteomische 4P-Prinzip praktisch umgesetzt, so präzise wie personalisiert stellt der Computer aus einer mehrere hundert Heilmittel umfassenden Liste genau die Medikamente für dieses einzigartige und spezielle Eiweißprofil zusammen: Naturheilkundliche Medikamente (Mineralien, Aromen, Phytotherapeutika, Antifraktionen und autologe Therapien), deren spezfische Wirkmächtigkeit auf einzelne Parameter oder Parametergruppen aus Tierversuchen und 40 Jahren Beobachtung bekannt ist und die dämpfend auf Hyper- und aktivierend auf Hypo-Parameter wirken. Fast unnötig zu sagen, dass diese Medikamente ohne oder mit nur sehr geringen Nebenwirkungen verbunden sind .
Sie erhalten als Anwender der Methode außerdem mit dem Profil einen Überblick über
Das Proteomis-Profil kann jedoch nicht nur in der Prävention, als Erstlabor oder bei der Abklärung chronischer Geschehnisse eingesetzt werden, es erweist sich darüber hinaus auch sinnvoll, um allopathische Behandlungsansätze zu optimieren, zum Beispiel, um nötigenfalls Statine titrien zu können oder um zu entscheiden, ob der Einsatz von Kortison überhaupt erfolgreich sein kann oder ob mit diesem Einsatz das geschwächte System weiter geschwächt würde.
All das als praktische 4P-Medizin:“früher haben wir die „dieselbe Medizin für alle Patienten“ verschrieben (eine passt für alle), heute aber entwickeln wir uns zu einer Einstellung „eine maßgerechte Medizin für jeden Patienten (in anderen Worten: gezielte Behandlung). Wir zielen darauf, die richtige Medizin für den richtigen Patienten in der richtigen Dosis und zur rechten Zeit zu verordnen. Gleichzeitig sehen wir uns immer komplexeren klinischen Herausforderungen gegenüber, unter anderem genetischen und Umwelt-Faktoren, und nicht zuletzt den epigenetischen Folgen gewisser Lebensstile. Damit ist eine keine einfache Aufgabe, die Gründe zu finden und die nötigen Bio-Marker, die genügend spezifisch und gleichzeitig informativ sind“6
1. Richards J.H., (2001), Prof. Organic Chemistry and Biochemistry, California Institute of Technology, From Proteomics to Modern Medicine: Understanding the Pathways of the Next Revolution in Biotechnology, NYAS .
2. Sillion, F. (2014). Rencontre Inria-Industrie : Bio-informatique et outils numériques pour les produits de santé.
3. Fischer, S., Herbosch, S., & Sauer, H. (2007). Funktionelle Proteomik - Krankheitsursachen frühzeitig erkennen und gezielt behandeln. Elsevier.
4. Bezot J.F. (2014) Quels examens biologiques demander en Médecine Anti-Age? La protéomique en question, Journal de Médecine Esthétique et de Chirurgie Dermatologique.
5. Reymond, E. (1999). La Méthode du CEIA ou l'Analyse du Vivant. Bruxelles: Satas.
6. GLEMS Magazine n° 104 August-September 2011.