Alle Ernährungsempfehlungen des Proteomisprofils gehen zurück auf die Perfect Health Diet (PHD) von Paul und Shou-Ching Jaminet (das deutsche Buch „Perfect Health Diet“ ist im Thieme Verlag erschienen). Zunehmend mehr Menschen erkennen, dass die dort vorgestellte Form der Ernährung nicht nur wissenschaftlich so gut abgesichert ist, wie das bei Ernährung überhaupt möglich ist, sie erleben, wenn sie die PHD für sich umsetzen, wie zuträglich das für die eigene Gesundheit und das eigenen Wohlbefinden ist.
Eigentlich könnte die Empfehlung also einfach lauten: Kaufen Sie sich dieses Buch und setzen Sie es um ! Aber abgesehen, dass wir dabei über mehr als 500 Seiten sprechen, wissen erfahrene Ernährungsberater, dass es – abhängig vom Gesundheitszustand – mehr oder weniger große individuelle Unterschiede bezüglich einer richtigen Ernährung gibt, die vor allem im Proteomis-Eiweißprofil sichtbar werden.
Je stärker dieses systemische und zugleich individuelle Diagnoseinstrument gesundheitliche Probleme zeigt, umso mehr ist es nötig, zunächst stärker einzugreifen als in der PHD vorgesehen.
Am einfachsten ist das am Beispiel von Profilen mit hyper-GP1 und zugleich hyper-LP2 Abweichungen zu verdeutlichen, sie weisen auf ein neurovaskuläres Risiko hin. In aller Regel sind sie verbunden mit einem deutlichen Übergewicht (manchmal auch mit schlanker Fettleibigkeit, viel viszeralem Fett, das sich weder am Bauch noch sonst am Körper sichtbar manifestiert). Hinzu kommt oft ein metabolisches Syndrom, entgleiste Blutzucker-, Insulin- und/oder Triglyceridwerte etc. Hier ist der von der PHD empfohlene Anteil an Kohlenhydraten von 30% am Tageskalorienbedarf (= „moderate carb“) immer zu hoch. Er muss mindestens so lange auf höchstens 20% reduziert werden (im Einzelfall vorübergehend auch auf „low carb, etwa 10% oder sogar auf ketogen, also auf 5%), bis das Problem behoben ist. Je nach Chronizität kann die individuelle Zuckerverträglichkeit auch dauerhaft unter 20 oder 25% bleiben. Dennoch kann auch in solchen Fällen, gesteuert mit dem Proteomisprofil, die metabolische Flexibilität wiederhergestellt werden.
Das Proteomisprofil gibt hier auch in einigen Einzeltestungen klare Hinweise: Ein deutlich nach rechts, also in den Hyperbereich, abweichender Aluminon-Test ist ein klares Indiz für eine entzündliche Insulinsituation. Weicht der LP Leit-Parameter Kunkel-Phenol deutlich nach rechts ab, muss bis zur Normalisierung unter anderem besonders auf Weißwein und Schokolade (echte Schokolade mit einem Kakaoanteil von über 85%) verzichtet werden – beides Dinge, die die PHD, von Gesunden maßvoll genossen, an sich durchaus positiv bewertet.
Sehen wir uns einer wirklich dominanten hyper-GP Profilkonstellation gegenüber, empfiehlt sich vorübergehend eine Reduktion nicht nur der Kohlenhydrate, sondern auch jeder Form von Eiweiß, hier kann fettunterstütztes Fasten innerhalb weniger Tage Abhilfe schaffen.
Anders sieht die Sache bei jemandem aus, der zwar übergewichtig ist, bei dem das Proteomisprofil jedoch in den Hypo-Bereich abweicht. Auch ihm wird es nicht schaden, wenn er die Kohlenhydrate etwas stärker reduziert als im eingeschwungenen Modus der PHD, viel wichtiger ist jedoch ein deutlich erhöhter Anteil an Protein (> 1 gr. Eiweiß/kg Körpergewicht). Weicht ein Profil stark in den hypo-GP und hypo-LP Bereich ab, muss nutrianamnestisch geklärt werden, ob die Konstellation auf eine – oft mehrjährige – vegane oder stark kohlenhydratlastige vegetarische Ernährung zurückgeht. Dann erfordert der Eiweißaufbau ein behutsames enzymunterstütztes „Einschleichen“ in tierische Eiweiße bis die gebotene Menge erreicht wird.
Ist ein hypo-LP Profil mit einer hyper-IG3 Gegenbewegung korreliert oder ein hyper-LP mit einer hypo-IG (in beiden Fällen sprechen wir von einer neuroendokrine Dysbalance), muss dagegen zunächst alles aus der Ernährung verschwinden, was die hormonelle Situation unmittelbar beeinflusst – das ist vorneweg industrialisierte Nahrung (auch Fleisch aus Industrieställen), Milch, Kaffee, Alkohol, es kann jedoch auch beschichtetes Kochgeschirr sein oder die Aufbewahrung bzw. der Transport von Lebensmitteln in Plastik (es gibt kein lebensmittelechtes Plastik!). Auch der heute so beliebte „Coffee to go“ aus einem beschichteten Becher und heiß durch einen Plastikdeckel getrunken, ist ein direkter Anschlag – nicht nur – auf die hormonelle Befindlichkeit des Körpers.
Wieder anders sieht es aus, wenn jemand Abweichungen der exo-IG4 Parameter (exogen modulierte Immunglobuline) hat, hier steht zunächst (und auf Dauer) die Darmgesundung im Mittelpunkt, bei starken Abweichungen der exo-IG und endo-IG Parameter nach rechts (und damit in der Regel bei Autoimmunität in Kombination mit zahlreichen Lebensmittelunverträglichkeiten) beginnt die Umstellung oft mit einer strengen Auslassdiät und erstreckt sich dann in eine auf ein bis zwei Jahre angelegte Wiedereinführungsdiät.
Hypoblaue und hypoviolette Profile (endogene und exogene Immunglobuline) sind, besonders in dieser Kombination, nur mit Geduld nutritherapeutisch zu behandeln. Auch bei dieser Form von Schwäche mangelt es nahezu immer an Eiweiß, begleitende Labore zeigen regelmäßig Mängel in allen essenziellen Aminosäuren. Die Fähigkeit des Körpers, tierisches Eiweiß zu verdauen, ist in der Regel deutlich reduziert, die Verdauung muss auch hier parallel mit Enzymen, HCl und Galle unterstützt werden. Der Blick auf die Unverträglichkeiten ist auch bei hypo-Profilen wichtig, sie sind seltener als bei hypervioletten Profilen aber keineswegs ausgeschlossen. Hier erweist sich die Möglichkeit als besonders vorteilhaft, das Proteomisprofil von vorneherein mit einer Testung möglicher IgG-Unverträglichkeiten zu begleiten (Proteomis Plus).
Zusammenfassend kann man sagen: Unsere Empfehlungen sind von Anfang an soweit möglich an der PHD orientiert und soweit nötig auf den Patienten und sein Proteomis-Eiweißprofil individualisiert.
Da niemals Menschen mit einem von vorneherein unauffälligem Eiweißprofil zu unseren Ernährungsberatern kommen, fangen sie immer mit einem „Reset“ an, der zunächst bis zum ersten Kontrolltermin, also vier bis sechs Wochen dauert und, aus den genannten Gründen, etwas anders aussieht (man könnte auch sagen „strenger“ gestaltet ist), als die Empfehlungen für den dauerhaften Lebensstil nach Perfect Health Diet.
Noch eine „Fußnote“: Es gibt ein Trio, das manchmal fast so wichtig ist, manchmal genauso wichtig und manchmal sogar wichtiger als die Ernährung (das gilt besonders bei Abweichungen der blauen Parameter): Schlaf, Stress und Bewegung.